
Blutstammzellspenderinnen und -spender erzählen
«Wenn ich ganz ehrlich bin, bin ich sehr stolz darauf»
Während des Studiums wurde Severin Schmugge beim Blutspenden zum ersten Mal mit dem Thema Blutstammzellspende konfrontiert. Nur wenige Monate nach seiner Registrierung wurde er als Spender ausgewählt. Der 30-jährige Zürcher hat uns erzählt, wie er seine Spende erlebt hat.
Wo und weshalb haben Sie sich registriert? Hat Sie jemand zur Registration motiviert oder inspiriert?
Nach dem Blutspenden im letzten Mai/Juni habe ich nochmals mehr über die Blutstammzellspende erfahren und mich intensiver damit auseinandergesetzt. Entscheidend war für mich der Grundgedanke, dass man möglicherweise einem Menschen enorm helfen und etwas Gutes tun kann.
Wann erhielten Sie die telefonische Anfrage zur Spende?
Ein erstes Mal im Sommer 2024, unmittelbar nach der Registrierung. Dies hat dann aber nicht geklappt und ich wurde Ende Januar 2025 ein zweites Mal angefragt. Danach ging es zügig vorwärts.
Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf, als Sie die Anfrage erhielten?
Mein erster Gedanke war: Wow, ich kann hier einem Menschen in Not helfen. Das hat mich sehr berührt und motiviert, mit der Sache fortzufahren.
Wann und weshalb haben Sie sich dazu entschieden, in die Spende einzuwilligen?
Für mich war von Anfang an klar: Sollte sich ein Match ergeben, möchte ich auch spenden. Natürlich habe ich mich mit meiner Familie und mit Freunden, die Ärzte sind, über die Risiken ausgetauscht. Ich wollte mich vergewissern, dass ich mich keinen unnötigen Risiken aussetzen würde. Somit darf festgehalten werden: Gleichzeitig mit der Registrierung habe ich mich auch für die Spende entschieden.
In der Schweiz gilt das Prinzip der Anonymität, das heisst, Spender und Empfänger dürfen sich nicht kennen. Was denken Sie darüber?
Für mich passt das so, wie es ist. Ich kann mich aber daran erinnern, am Anfang gedacht zu haben, dass es schön wäre, wenn man sich kennenlernen könnte. Mittlerweile finde ich aber die Anonymität angemessener, da es sich um einen tiefen Eingriff für den Patienten oder die Patientin handelt, der oder die schon genügend Leid ausgesetzt ist.
Wie fühlt es sich an, wenn man jemandem mit hoher Wahrscheinlichkeit das Leben retten kann?
Es ist ein sehr bewegendes Gefühl. Einerseits fühlt man sich selbstlos und gutmütig, andererseits relativieren sich ganz viele eigene Probleme auf drastische Weise – seien diese im Job oder im privaten Umfeld. Ich habe auch eine starke Dankbarkeit gefühlt, selbst gesund zu sein. Diese hat bei mir dazu geführt, dass meine Überzeugung für eine Blutstammzellspende noch grösser geworden ist. Wieso nicht den Menschen helfen, die es nötig haben, wenn man selbst die Mittel dazu hat? Der Prozess einer Blutstammzellspende ist so ordentlich, gut strukturiert und transparent, dass man selbst nur ein paar wenige Stunden und ein bisschen Leidensfähigkeit aufbringen muss. Das lohnt sich für alle.
Wie war für Sie die Vorbereitung auf die Spende? Lösten die Wachstumsfaktoren Nebenwirkungen bei Ihnen aus?
Die Wachstumsfaktoren haben sich bei mir mit Gliederschmerzen in den Hüften sowie Kopfschmerzen und allgemeiner Schlappheit bemerkbar gemacht. Ich fühlte mich während vier Tagen so, als hätte ich eine leichte Grippe. Jedoch konnte ich mein Wochenende (das Einnehmen der Wachstumsfaktoren fiel genau darauf) völlig normal verbringen. Auf Sport hatte ich während diesen Tagen jedoch verzichtet, einfach weil die Energie dafür fehlte.

Wie lief die Spende ab? Hatten Sie Schmerzen? Wie haben Sie sich beschäftigt?
Die Spende selbst war völlig unspektakulär und lief hervorragend ab. Ich hatte mich während den vier, fünf Stunden mit dem Konsumieren von YouTube-Videos beschäftigt. Auf einem bequemen Bett liess sich das perfekt geniessen. Schmerzen hatte ich während der Spende keine, auch die Gliederschmerzen hatten während der Spende schon abgenommen. Man spürt vielleicht ab und zu mal, dass man je eine Nadel in beiden Armen hat – aber das war kein Problem. Die Betreuung war ebenfalls hervorragend, sodass ich mich jederzeit sehr wohl gefühlt habe.
Wie fühlten Sie sich nach der Spende?
Nach der Spende habe ich mich noch einen Tag ein wenig schlapp gefühlt – vergleichbar mit einer «normalen» Blutspende.
Macht es Sie stolz, dass Sie Blutstammzellen gespendet haben?
Ja, das bin ich. Auch wenn es sich für mich etwas widersprüchlich anfühlt – zu viel Stolz schmälert in meinen Augen ein Stück weit die Selbstlosigkeit. Aber wenn ich ehrlich bin, bin ich sehr stolz darauf.
Würden Sie wieder spenden?
Ja, sofort.
Was möchten Sie den Personen sagen, die sich noch nicht sicher sind, ob sie sich fürs Blutstammzellspenderregister anmelden sollen?
Ein paar Stunden Einsatz und etwas Grippe-Feeling – und man kann einem schwer kranken Menschen das Leben retten.