
Blutstammzellspende
Feiern mit Spätfolge
Ivan Imstepf wollte feiern und etwas bewirken. Seine Cousine Marion unterstützte ihn dabei. Was beide nicht ahnten: Diese Idee würde Leben retten, schneller als gedacht.
Ivan Imstepf ist ein umtriebiger Mensch. Über sich sagt er, dass er gerne und oft Dinge anreisst. So war es auch im vergangenen Jahr, als er ein dreitägiges Open Air organisierte, um mit Familie und Freunden seinen 30. Geburtstag zu feiern. Dem jungen Oberwalliser war es wichtig, nebst der Festlichkeit auch etwas Gutes zu tun. Da erinnerte er sich an ein Thema, das ihn schon länger beschäftigte. Nach einer Blutspende im Militär war er auf die Möglichkeit der Blutstammzellspende aufmerksam geworden und hatte sich intensiv damit auseinandergesetzt. «Ich wollte das Thema bekannter machen, weil es eine sehr, sehr gute Sache ist und die Registrierung mit wenig Aufwand verbunden ist», sagt Ivan Imstepf. Als der Dreissigste näher rückte, stand für ihn fest: Die Geburtstagsparty sollte mit einem Registrierungsanlass kombiniert werden. 180 Menschen folgten der Einladung und feierten mit ihm. Mit unter den Gästen war auch Marion Imstepf, seine Cousine. Für sie nahm die Geschichte bald eine entscheidende Wendung.

Zwischen Soundcheck und Stammzellen
Lalden, oder «Lalu», wie die Einheimischen sagen, ist eine der kleinsten Gemeinden im Wallis. Auf der Gemeindeseite wirbt man mit dem Slogan «Z’chleinscht Dorf mim gregschtu Härz». In Lalden bewirtschaftete einst auch der Grossvater von Marion und Ivan ein Stück Land. Genau dort baute Ivan Ende August die Infrastruktur für sein Fest auf. Bei den Vorbereitungen half unter anderen auch Marion. Sie stellte den Infostand zur Blutstammzellspende auf. «Da hing ein riesiges Plakat. Auf dem Tisch lagen Post-its, Socken und Broschüren», erinnert sich Marion Imstepf. Ihr Cousin hatte vorgängig Blutspende SRK Schweiz kontaktiert und das nötige Material organisiert. Zwei weitere Cousinen, beide im Gesundheitswesen tätig, betrieben den Stand und animierten die Gäste zur Registrierung. «Mir war schon am Morgen klar, dass ich mich registrieren würde», erzählt Marion Imstepf. «Ein Grund dafür war auch, dass meinem Vater bereits zwei Mal das Leben gerettet wurde. Aus Dankbarkeit etwas zurückgeben zu können, empfand ich als sehr schön und berührend.»

Vom Infostand zur Lebensspende
Knapp drei Monate nach der Party wurde Marion Imstepf von Blutspende SRK Schweiz kontaktiert. Sie kam als Spenderin infrage. Am 29. November 2024 ging sie zur Kontrolltypisierung nach Sion. Danach begann das Warten. «Am 3. Januar 2025 kam ein E-Mail, dass ich noch auf der Liste sei. Nur drei Tage später folgte ein Anruf: Ich war die passendste Spenderin und sollte Anfang Februar spenden. Das traf mich völlig überraschend, ich hatte nicht mehr damit gerechnet.» Die Nachricht berührte sie tief. Marion wurde sich ihrer Verantwortung bewusst. Sie sprach auch mit ihrem Freund darüber, dass sie nun besonders gut auf sich aufpassen müsse. Bereits eine Woche später fuhr sie nach Basel für die medizinischen Checks. Und am 5. Februar war ihr Spendetag. «Es ist verrückt. Manche Menschen sind jahrelang registriert und werden nie kontaktiert. Bei mir vergingen nicht einmal drei Monate.» Sie erinnert sich daran, wie sie und ihr Freund den Stäbchentest daheim auf dem Sofa machten, damals noch in dem Glauben, nie ausgewählt zu werden. «Jetzt, nach der Spende, empfinde ich eine riesige Dankbarkeit. Es ist eine Ehre, diese Rolle übernehmen zu dürfen.»

«Königin auf A5»
Kurz nach Beginn der Spende erhielt Marion die Nachricht, dass sie am nächsten Tag nochmals spenden müsse. Ihre Zellen brauchten mehr Zeit zur Mobilisierung. «Das war emotional schwer. Ich fragte mich, ob ich beim Applizieren der Wachstumsfaktoren etwas falsch gemacht hatte.» Der behandelnde Arzt beruhigte sie, es sei nicht ihre Schuld. Trotzdem machte sie sich Sorgen um die Empfängerin oder den Empfänger. Diese Person wartete nun. Die Spende selbst verlief gut. Am anstrengendsten war es, zwei Tage in der gleichen Position zu verbringen. Danach war sie erschöpft, fühlte sich sonst aber wohl. «Ich habe das Glück, dass mein Körper solche Belastungen gut wegsteckt. Ich bin kaum jemals krank.» Während der Spende spielte sie mit ihrem Freund Schach, ohne dafür ihre Hände benutzen zu müssen. «Ich sagte einfach: Königin auf A5.» Als Marion Imstepf ihren Cousin Ivan über ihre Nomination informierte, war er sehr berührt. «Ich hatte auch Respekt, weil ich mich für Marions Gesundheit verantwortlich fühlte. Umso erleichterter war ich, als ich wusste, dass alles gut verlaufen war. Es ist quasi die schönste Erweiterung eines Geschenkes, das mein Geburtstag hervorbringen konnte.»