Blutstammzellspende
Leben retten zwischen Baugerüst und Gebärsaal
Mitten im Hausbau und kurz vor der Geburt seines zweiten Kindes erhielt Ramon Klaus den Anruf zur Blutstammzellspende. Für ihn stand ausser Frage, ob er zusagen würde, auch wenn die Situation gerade sehr intensiv war.
Vor rund zweieinhalb Jahren stiess Ramon Klaus zufällig auf einen Artikel zur Blutstammzellspende. Wo genau, daran erinnert er sich nicht mehr. Doch sein Entschluss stand fest und er würde sich registrieren. Der Gedanke, mit einem einfachen Schritt Leben retten zu können, reichte ihm als Motivation. Die Online-Registrierung verlief unkompliziert.
Entscheidung ohne Zweifel
Am 20. Juni 2025 erhielt Ramon Klaus die telefonische Anfrage zur Spende. Der Zeitpunkt schien im ersten Moment ungünstig und löste ein Wechselbad der Gefühle aus. «Meine Frau war hochschwanger, das Bauprojekt für das gemeinsame Zuhause eben gestartet und der Spendetermin auf zweieinhalb Wochen vor dem errechneten Geburtstermin geplant.» Trotzdem gab es für ihn keinen Zweifel. Ihm war es wichtig, die Ängste seiner Frau zu nehmen und die Entscheidung gemeinsam zu treffen. Die Vorstellung, ihr eigenes Kind wäre auf eine Spende angewiesen und wie unendlich dankbar sie wären, wenn sich jemand finden würde, löste die letzten Zweifel in Luft auf. Rückblickend erwiesen sich viele der damaligen Sorgen als unbegründet. Der Aufwand sei im Verhältnis zu dem, was damit bewirkt werden könne, gering.
Die Vorbereitung auf die Spende verlief reibungslos. Ramon Klaus wurde im Unispital Basel umfassend aufgeklärt. Zu diesem Termin begleitete ihn sein zweijähriger Sohn. «Wir fühlten uns sehr gut aufgehoben und mein Sohn wurde vom Pflegepersonal sehr verwöhnt.» Die Nebenwirkungen der Wachstumsfaktoren seien überschaubar gewesen. «Ich hatte leichte Schmerzen im Becken- und Oberschenkelbereich, vergleichbar mit Muskelkater. Und als Handwerker war ich stets in der Lage, hundert Prozent zu arbeiten.»
Am Tag der Spende wurde er nochmals untersucht. Der Ablauf war klar strukturiert: Am rechten Arm wurde ein Zugang gelegt, über den das Blut in die Maschine floss, die die Stammzellen herausfilterte. Über den linken Arm gelangte das Blut zurück in den Körper. Die Entnahme dauerte dreieinhalb Stunden. Schmerzen hatte er abgesehen vom kurzen Stich beim Setzen des Zugangs keine. Seine hochschwangere Frau durfte ihn begleiten. Sie verbrachten den Tag in einem Nebenraum mit Verbindungstüre, was ihnen etwas Privatsphäre gab. Das Pflegepersonal war sehr freundlich und es entstanden gute Gespräche.
Ein Gefühl, das bleibt
Nach der Spende fühlte er sich etwas müde. Es sei deshalb nicht empfehlenswert, die Heimfahrt selbst mit dem Auto zu bestreiten. Spender zu sein, beschreibt er als grosse Genugtuung. Es sei kein Stolz im klassischen Sinn, sondern eher das Gefühl, dass sich ein inneres Loch geschlossen habe. Sollte er erfahren, dass der oder die Empfängerin die Krankheit überwunden hat, würde sich für ihn ein Kreis schliessen. In der Schweiz gilt das Prinzip der Anonymität, deshalb wird er diese Information nicht erhalten. Ramon Klaus hadert damit ein bisschen: «Gerne würde ich erfahren, wie es der Person heute geht und ob sie es geschafft hat, die Krankheit zu besiegen.» Die Vorstellung, den Menschen zu treffen, dem er möglicherweise das Leben gerettet hat, lässt ihn nicht ganz los.
Für ihn ist klar, dass er jederzeit wieder spenden würde. Eine zweite Spende wäre einfacher, weil er wüsste, was auf ihn zukommt, und viele der damaligen Ängste nicht mehr relevant wären. Wer unsicher sei, ob er sich registrieren lassen soll, dem gibt er mit auf den Weg: «Die Unsicherheit ist total verständlich, aber auch völlig unbegründet.» Man würde medizinisch vollständig abgeklärt. Sollte sich auch nur das kleinste Risiko zeigen, werde der Prozess abgebrochen. Das habe ihm selbst Sicherheit gegeben. Und: «Es tut nicht weh, gibt ein gutes Gefühl und mit vergleichsweise geringem Aufwand kann man Leben retten. Vielleicht auch das eines Menschen in der eigenen Familie.»